
Das ist – eigentlich das war – Dr. Tomer Czaczkes, Ameisenforscher… Noch im Frühling hat er an der Uni Regensburg die Welt der kleinen Lebewesen mit komplexer Denkweise erforscht und dafür die bedeutendste deutsche Auszeichnung für Wissenschaftler im frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn erhalten. Der diesjährige Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ging, nebst 200 000 Euro, mit denen der Preis verbunden war, an den Verhaltensforscher und er selbst ging … weg. Dahin, wo der Preis erst im Juni vergeben wurde, nach Berlin.
Jetzt ist Tomer Czaczkes Professor für Angewandte Zoologie und Tierökologie an der Freien Universität Berlin. Das alles wegen seiner „geliebten Ameisen“, wie er selbst sagt?
Als „normaler Leser“ fragt man sich doch eigentlich erst einmal:
Was erforscht so ein Ameisenforscher denn überhaupt?
„Wenn man sich etwas intensiver mit dem Thema befasst, wird man staunen. Wir konnten zum Beispiel beweisen, dass Ameisen Erinnerungen und Erwartungen haben – und sich sogar von Werbung beeinflussen lassen“, so der Wissenschaftler.
An Ameisen und übrigens auch Hummeln erforscht er, wie sich das Verhalten sozialer Insekten bei der Futtersuche manipulieren lässt. Wie verarbeiten Ameisen Informationen und nutzen diese strategisch? Wie nehmen sie ihre Umwelt wahr und treffen Entscheidungen?

Mit fein ausgeklügelten Experimenten und Zuckerwasser in verschiedenen Geschmacksrichtungen konnte der Wissenschaftler zeigen, dass Ameisen ihr Verhalten ändern, wenn sie aufgrund vorheriger Erfahrungen enttäuscht wurden. Andererseits sind sie „begeistertert“ von einer Nahrungsquelle, für die sie härter arbeiten mussten.
Es zeigt sich: Soziale Insekten lassen sich ähnlich manipulieren wie Menschen – wie zum Beispiel Kunden, die versteckter Werbung ausgesetzt sind. Aktuell versucht Prof. Dr. Czaczkes unter anderem, seine Erkenntnisse für die Kontrolle invasiver gebietsfremder Ameisenarten zu nutzen.

Es wird immer deutlicher, dass Insekten wie Ameisen und Bienen uns in vielerlei Hinsicht ähnlich sind: Sie können sich selbst kontrollieren und verstehen ihre Welt auf komplexe Weise. Erwartungen prägen unser Leben und Überraschungen sind uns oft unangenehm. Auch Ameisen empfinden das so. Wir erwarten z. B., dass unser Kaffee genauso schmeckt wie gestern und eine Komödie uns zum Lachen bringt. Diskrepanzen missfallen uns: Wenn unser Kaffee plötzlich zu süß oder eine Komödie traurig ist, sind wir enttäuscht, auch wenn beide – objektiv betrachtet und ohne große Erwartung – gut wären. Daher können Erwartungen beeinflussen, was uns gefällt. Konsumenten-Psychologen wissen das schon seit Jahrzehnten und deshalb weckt bereits eine Verpackung bestimmte Erwartungen in uns.

Und wo ist nun der Mehrwert für uns und unsere Umwelt?
„Diese Erkenntnisse können helfen, eine blütenbestäuberfreundliche Landwirtschaft zu entwerfen und zeigen, dass das Beobachten von Ameisen auch zum Verständnis von unserem menschlichen Verhalten beitragen kann!“, so der Wissenschaftler.
Nicht töten, sondern schützen! Ameisen im Haus tierfreundlich vertreiben
So nützlich Ameisen im Wald und Garten auch sind – im Haus oder der Wohnung wollen wir sie nicht haben. Setzen Sie bei der Vertreibung bitte zunächst auf tierfreundliche Vergrämungsmethoden wie Zitrone oder Essig. Bewährt hat sich die Methode, bei der man in eine Zitronenscheibe einige Nelken steckt und diese den Eindringlingen auf ihren Weg platziert.
Wussten Sie, dass ...
... Ameisen im Garten die Erde auflockern und Pflanzen schützen, gleichzeitig aber auch Blattläuse züchten, was wiederum schlecht für Rosen ist.
… laut Tierschutzorganisation PETA auf der ganzen Welt insgesamt zehn Billarden Ameisen leben – somit wäre jedes hundertste Tier eine Ameise!
Es gibt weltweit schätzungsweise 20.000 verschiedene Ameisenarten. In Europa leben ca. 200 verschiedene Arten, darunter die in Deutschland stark verbreitete Waldameise.
… die Ameise das stärkste Tier der Welt ist?
Obwohl Ameisen kaum größer als Stecknadelköpfe sind, gelten sie als stärkstes Tier auf unserem Planeten nd können angeblich das Hundertfache ihres eigenen Körpergewichts tragen.
... Blattschneiderameisen Blätter schneiden, diese zerkauen und auf dem Brei einen Pilz züchten, den sie fressen und sich so zu ‚Pflanzenfressern‘ verwandeln. Eine Blattschneiderameisekolonie frisst pro Tag so viel wie eine Kuh.