Pakt für Kindergesundheit will gegensteuern


Diesen Pakt haben jetzt Kinderärzte, Politik und Krankenkassen gemeinsam beschlossen. Man will damit die Gesundheit von Kindern mithilfe von Prävention und einer verbesserten Versorgung im medizinischen Bereich stärken. Auch der Kinderschutz im Lebensmittelbereich ist hier ein großes Thema, denn laut der Fachleute bringen die bisherigen Maßnahmen nicht den durchschlagenden Erfolg.


Übergewicht, das Folgen hat


Reduzierte Bewegungsmöglichkeiten beim Corona-Lockdown hatten bereits 2020 und 2021 Kinder und Jugendliche buchstäblich in Teufels Küche gelockt. Noch häufiger als sonst war der Kühlschrank ihr Ziel, oder sie griffen dauernd in die Süßigkeitenkiste. Dadurch nahmen einige Kinder extrem stark zu. „Und zwar um bis zu 30 Kilo innerhalb von 20 Monaten“, sagt Katja Knab, Kinderärztin am Klinikum in Nürnberg. „Dabei hinken die Zahlen gewaltig hinterher. Die aktuellsten bayerischen Erhebungen sind schon wieder über drei Jahre alt. Da waren über 5 % der 113 000 zum Schuleingang untersuchten Kinder übergewichtig. Der Anteil der adipösen Kinder lag bei 3,4 Prozent.“ 


Demnach litten rund 3700 Jungen und Mädchen der Schuleingangsuntersuchung zufolge an Adipositas. Auffällig ist seit vielen Jahren ein Nord-Süd-Gefälle: In Oberbayern gibt es deutlich weniger adipöse Kinder als in Niederbayern, der Oberpfalz und in Mittelfranken. Noch extremer waren die Unterschiede in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Landkreise. Während es im Landkreis Starnberg nur vergleichsweise wenige adipöse Kinder gibt, lag ihr Anteil zum Beispiel im Landkreis Schwandorf bisher deutlich über dem Durchschnitt.


Adipositas – auch aktuell eine drastisch zunehmende Erkrankungsform


Untersuchungen zeigen, dass vor allem Kinder von sozial benachteiligten Familien betroffen seien. Insgesamt würden Kinder täglich von Reizen überflutet, durch Werbung, Supermarktplatzierungen und auch durch günstige Preise. „15 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig, 4,6 Prozent zwischen fünf und 17 Jahren landen sogar im Krankenhaus. Das sind erschreckende Zahlen“, so der Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. 
Adipositas wirke sich ein Leben lang aus, werde oft sogar an folgende Generationen weitergegeben. „Abgesehen von den ganzen gesundheitlichen Schäden macht es aber auch einen betriebswirtschaftlichen Schaden“, betonte er. In Deutschland trage Adipositas jährlich zu Behandlungskosten von rund 50 Milliarden Euro bei.