Stammtisch mit Hartmut, 
 die Wirtshaus-Satire


Sprachverwirrung

Dieser heilige Freitagabend spielt eine wichtige Rolle für die psychische und physische Gesundheit. „Ein Ort der sozialen Kontakte und der Kommunikation, der emotionalen Unterstützung, ein Gefühl von Zugehörigkeit und die Möglichkeit zum Austausch“, … würden Studierte sagen. Bei unseren drei Freunden heißt das ganz einfach


STAMMTISCH


An diesem Abend ist Hartmut ausnahmsweise richtig pünktlich und schaut sich beim Betreten vom Wirtshaus verwundert um. Es ist ungewohnt voll. „Was is denn da heit los?“, fragt er seine Kumpels. „Die Hälfte verschwindet dann sowieso ins Nebenzimmer. Die schaun heit alle Fußball. Länderspiel kummt im Fernsehen“, klärt Mane auf. Harald mit einem Grinsen: „Ah … Uruguay gegen Papagei, oder?“

„Keine Ahnung und davon viel vom Nationalsport Nummer eins, oder?, sagt Mane. „Des merkt ma.“

Hartmut: „Wir haben ganz andere Probleme, Männer! Wir sind mittendrin in einer neuen Sprachverwirrung!“

Mane: „Du meinst wie damals … Religionsunterricht? Bibel und Babel? Der Turmbau? Die wollten den glaub i bis zum Himmel rauf bauen und bevor die den Aloisius auf seiner Wolkn stören konnten, hat der Herrgott das verhindert und ihre Sprachen so verändert, dass sich die Heinis nicht mehr verstehen konnten und über die ganze Erde verstreut haben, gell?“

„Genau!, und a paar von dene sind bei uns gelandet!“, sagt Hartmut mit einem Gesichtsausdruck der Überzeugung. „Oder verstehts Ihr noch irgendwas, wenn sich Jugendliche heutzutag unterhalten? Boah ey, da fällt Euch Fritteusentaucher das Fressbrett runter, sag ich Euch! Ey Digga, ich kapier da nix mehr! Die haben eine ganz eigene Sprache, wahrscheinlich damit ma nix mehr versteht!“ „Wie die Politiker?“, grinst Mane. Hartmut: „Und wir sind die Deppen und schauen bloß noch wie die Hornochsen!“

Harald hebt den Finger: „Einspruch Euer Ehren! Da gibt’s ganz andere Deppen. Die nämlich, die nix anderes zu tun haben, als sich damit zu beschäftigen, einfache Wörter, die wir schon seit Jahrhunderten haben, unbedingt ändern zu müssen, damit sie vielleicht auch mal ins Gespräch kommen. Ich red ja garnet vom Gendern! Des is Schnee vo gerstern und übrigens - da wird wieder zurückgerudert, weil man merkt, dass des die Sprache schlichtweg verhunst!“ 

„Also eine Gschicht, da hab ich auch nur noch mit dem Kopf schütteln können“, erzählt Mane, „habts ihr des g´hört vo München, wo man nimmer ‚Tagesmutter‘ zu den Betreuerinnen in den Kitas sagen soll, sondern … Achtung: ‚Kindertagespflegeperson‘. Is ja auch viel einfacher… Hat ganz offiziell das Münchner Schulreferat gefordert!“

„Ja klar!“, meldet sich Hartmut, „Man hat da ja auch nix anderes zu tun, außer fehlender Plätze, fehlendem Geld und fehlendem Personal, weil die Kindertagespflegepersonen wahrscheinlich die Schnauze voll haben von solchen Schreibtischtätern“!, ereifert sich Hartmut und bekommt einen richtig roten Kopf. 

„Ja mei“, studiert wenn man hat, dann versteht ma des bestimmt, glaubt´s mas! Aber so, ich sag mal , als normaler Mensch … schwierig!,“ hört man Hartmut sagen. „Man muss trotzdem heutzutag nicht unbedingt studieren, um Kohle zu machen. Schauts die Influenzer im Internet an! An Krampf erzählen, die Leut was verkaufen und vo die Prozente lässt sichs gut leben!“ „Wissts ihr, wer eigentlich der erste Influenzer war?“, Mane grinst in die Runde „Jesus, der hat damals immerhin scho 12 Follower g´habt!“